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POLLIN DR8000HIFI - latest Firmware

Verfasst: 09.02.2025, 18:15
von vierlagig
Liebes Forum,

mein Vater, passionierter Radiohörer, betreibt zwei POLLIN DR 8000 HIFI. Seit der Umstellung des Transponders für die ORF Radioprogramme am 1. Februar 2025 kann er nun leider diese Programme nicht mehr hören, da die installierte Firmware wahrscheinlich das Signal nicht decodieren kann. Aber das ist erstmal nur meine Vermutung, Problem tritt auch bei einigen deutschen Radiostationen auf.

Die Hardware vom DR 8000 HIFI ist ein H60.
Der letzte Softwarestand über Satellit ist V.0210A

Gibt es eine neuere, getestete Firmware, die bekannt dafür ist, das Problem lösen zu können?

Vielen Dank und einen schönen Sonntag!

Re: POLLIN DR8000HIFI - latest Firmware

Verfasst: 09.02.2025, 22:21
von Radiowaves
Ja, gibt es. Die H60-Geräte teilen sich alle die gleiche Software, egal ob Sat oder Kabel oder Kombituner, egal ob Single oder Twin, egal ob mit oder ohne eingebaute Lautsprecher etc. (Ausnahme vielleicht irgendwelche Geräte mit embedded Entschlüsselungstechnik für Österreich, da bin ich mir nicht sicher). Welche Komponenten (Bibliotheken) ein Gerät aus der Software verwendet, steht offenbar in einer nicht anwenderseitig änderbaren "Grund-Software" (Bootloader, Überwachung der Fernbedienung etc.) in den Geräten.

Die Unterstützung für LC-AAC kam irgendwann mit V.022xA oder V.023xA, keine Ahnung. Das "A" soll für AAC stehen, aber die V.0210A hat ja auch das "A", bleibt bei AAC aber stumm.

Eine Version, die ich empfehlen kann, ist die V.0241A, die WISI Schweiz für die Kabel-Soundbox (also einen nahe Verwandten des Pollin) kostenlos anbietet:

https://wisi.ch/produkte/receiver/

--> https://wisi.ch/downloads/software/soft ... G_V241.zip

Keine Bange, dass das für ein Kabelgerät ist - ich habe die Software auf Single- und Twin-Satgeräten laufen gehabt, die sogar völlig unterschiedliche Hardware im Bereich Tuner / Demodulator haben, ist alles drin, spielt alles.

Was damit dann geht: ARD-Radio in LC-AAC stereo (müsste bei Deinem Vater seit 14.12.2021 auch stumm sein, sind über 60 Programme) und ORF OE1 (auch LC-AAC Stereo, 192 kBit/s), ebenso Antenne Bayern / Rock Antenne / Oldie Antenne (seit Sommer 2024 in AAC).

Was damit derzeit nicht geht: alle anderen ORF-Radios (die Landesprogramme, OE3 und FM4). Die sind auch LC-AAC, aber nur 128 kBit/s. Das ist nicht das Problem, die meisten ARD-Radioprogramme sind auch nur 128 kBit/s, aber der Encoder/Muxer-Server der ORS, auf dem die ORF-Programme laufen, hat eine Macke bei 128 kBit/s. Alle paar Minuten gibt es mehrmals Datenfehler im AAC-Datenstrom. Manch andere Fabrikate knacken dort mal kurz oder verschlucken eine winzige Menge Audio, die LaSAT-Geräte haben dort massiven Schluckauf, es "rülpst" an diesen Stellen übel im Audio. So übel, dass man sich das nicht anhören kann. ORF und technischer Dienstleister ORS wissen das seit September (!) von mir, bislang ist nichts passiert. Ich stehe im Kontakt mit dem Verantwortlichen beim ORF. Wir können da nur abwarten und hoffen. Langsam wird es peinlich...

Was mit der V.0241A nie gehen wird: anhörbares Decoding von 5.1-Sendungen in LC-AAC, wie sie auf den Programmen "SWR Kultur 5.1", WDR 3, BR Klassik (2. Audiospur) und MDR Kultur zeitweise angeboten werden. Bei 5.1 decodiert die V.0241A nur den Center und gibt ihn links und rechts aus - absolute Stille bei Zweikanalinhalten während 5.1-Kanalkonfiguration und nur dumpfes Murmeln bei echten 5.1-Inhalten. Bei BR Klassik nimmt man halt einfach nicht die zweite Spur (die erste ist nur Stereo), bei SWR Kultur nimmt man die Programmversion ohne "5.1" im Namen. Echt keine Alternative hat man da bei WDR 3 und MDR Kultur - aber das sind einzelne Sendungen alle paar Wochen. Und ob beim aktuellen ARD-Kulturvernichtungskurs künftig noch 5.1-Sendungen laufen werden, steht sowieso in den Sternen.

Wenn auch dieses 5.1-Decoding bei LC-AAC halbwegs korrekt erfolgen soll (auch nur linker und rechter Frontkanal umgesetzt, kein echtes Surround-Downmixing), musst Du die Software kaufen, die es für die Soundboxen (hier Vistron VT8000 und VT8500) als letzte Entwicklung gibt:

https://www.technikfreaks.shop/Firmware ... und-VT8500

Das ist die V.0290A für H60, die wiederum - wenn offenbar auch nicht offiziell getestet - auch auf den "lautsprecherlosen" H60-Geräten läuft. Habe ich auf Twin-Sat und Single-Sat sowie Single-Kabelgerät getestet. Auf letzterem hatte ich beim Ersteinrichten einen skurrilen Zustand, den ich aber nicht reproduzieren konnte.

Ich sehe 3 Gründe für die Kaufversion V.0290A:

- LC.AAC 5.1 wird anhörbar decodiert (betrifft nur WDR 3 und MDR Kultur für sehr seltene Einzelsendungen)

- AC-3 wird 6 dB höher gepegelt ausgegeben und damit wird NDR Kultur vergleichbar laut wie die anderen ARD-Radioprogramme, denn NDR Kultur läuft als einziges ARD-Radio in AC-3 (!).

- Finanzielle Unterstützung für die Herstellerfirma LaSAT/Bemondis


Alles andere tut auch die V.0241A aus dem freien Download. Installation: kleinen USB-Stick (so 4 - 32 GByte) am PC in FAT32 formatieren, decoder.app aus dem Zip draufkopieren, rein in den Receiver, Gerät starten, kurz warten, Archive-Taste auf der Fernbedienung drücken, zur decoder.app navigieren, OK drücken, paar Sekunden warten, dann sollte er neu starten. Ich habe in meinem Leben gewiss inzwischen 100 mal Software auf H60-Geräten hoch- und runtergeflasht, es ist immer fehlerfrei gelaufen. Eine Haftung dafür, dass es fehlerfrei durchläuft und das Gerät dann noch startet, kann ich angesichts der Vielzahl an unterschiedlichen USB-Sticks und Fehlermöglichkeiten (wackliger USB-Stecker...) nicht übernehmen.

Das letzte an freier Software, das aufgetaucht ist, ist die V.0261A, Vistron hatte für die Soundboxen die V.0260A als letztes zum freien Download auf vistron.eu. WISI Deutschland und Austria hatten die V.0259A, Pollin hatte glaube ich V.0256A - also auch Pollin hat Software mit AAC-Support zum Download angeboten, damit sollte das juristisch sauber sein, eine nicht-Kauf-Version zu nehmen (AAC ist empfängerseitig lizenzpflichtig). Die tun auch alle, liegen halt versionsmäßig zwischen V.0241A und V.0290A, aber sie zeichnen bei Aufnahmen via USB die weitergehenden Tabellen mit auf, was dazu führt, dass auch die fette EIT (da steht u.a. der EPG drin) mit aufgezeichnet wird. Da hat man dann in den Radio-Aufnahmen vielleicht 145 kBit/s Audio (soviel sind die 128er LC-AAC brutto auf dem Transponder) und 3 MBit/s sinnfreie Daten - also riesige Dateien. Und manche PC-Software verschluckt sich bei diesen Aufnahmen und glaubt, ganz viele Programme in der einen Aufzeichnung zu haben. Deshalb sage ich: entweder die freie ältere V.0241A oder die aktuelle Kaufversion V.0290A.

Was keine Software kann: HE-AAC, also AAC mit halber Samplerate und im Receiver "hinzuerfundenen" Höhen. Macht in Deutschland / Österreich noch niemand via Satellit, aber in Tschechien beispielsweise oder in Norwegen. Dafür taugen die LaSAT-H60 leider alle nicht. Sie geben das Audio an 12 kHz gespiegelt aus (!) und spielen nur mono. Prinzipiell kommt also auch da Ton, aber falsch. Nur brauchen wir das halt aktuell nicht. Der ORF wollte und hatte außer OE1 alle Programme so aufgeschaltet letzten September (128 kBit/s HE-AACv1), das hat er nach Nennung der weitgehenden Inkompatibilität eben genau mit den H60 und auch mit UKW-Kopfstellenumsetzern durch mich aber sehr schnell geändert.

Übrigens hat Dein Vater mit einer Software von maximal V.0210 bislang einen lausig schlechten MP2-Audiodecoder mit flirrenden Artefakten auf den Geräten gehabt und es müsste auch ab und an zu komischen Störgeräuschen gekommen sein. Das hatten wir hier um 2012 (!) diskutiert. Gelöst wurde es mit völlig neuem MP2-Audiodecoder, der soweit ich mich erinnere in V.0228A oder so kam. Ewig her. Selbst MP2-Programme (nun nur noch die Deutschlandradios und paar Privatsender sowie die französischen Programme) sollten also von der Aufrüstung profitieren.


Die Internetradio-Funktion der Soundboxen habe ich mit keiner Software stabil zum Laufen bekommen. Weder V.0241A noch V.0290A. Nur weniges spielt, nur ungesicherte HTTP-Verbindungen spielen, viele Programme stottern oder sind stumm, HLS geht nicht, die Programmnamen werden durch gesendeten Unsinn zerschossen. Die Soundboxen sind nur via Sat oder Kabel nutzbar, nicht via IP.

Re: POLLIN DR8000HIFI - latest Firmware

Verfasst: 10.02.2025, 09:21
von vierlagig
Vielen Dank für die umfangreiche und qualifizierte Antwort!

Ich habe jetzt einen USB-Stick bestellt und werde an dem zweiten Gerät die Version V0.241A testen.
Ist der Hinweis, das Update sei nur einmalig möglich auf de Lizenz zurückzuführen und wird die Datei auf dem Stick tatsächlich unbrauchbar gemacht?

Re: POLLIN DR8000HIFI - latest Firmware

Verfasst: 10.02.2025, 13:08
von Radiowaves
Ich kenne die Finanzierung der AAC-Nachlizensierung nicht. Formal sind pro 2-Kanal-AAC-Decoder 0,98 USD abzuführen:
https://www.via-la.com/licensing-2/aac/

Bei Profitechnik (DVB-S/S2-Receiver z.B. für den Einsatz an UKW-Senderstandorten zwecks Signalzuführung) macht man das mit einem Lizenzmanagement in den Geräten: man gibt die Seriennummer oder die MAC-Adresse oder was auch immer eineindeutig auf das Gerät zurückzuführen ist beim Hersteller an, zahlt die Lizenz und erhält einen Lizenzschlüssel zur Eingabe in genau dieses Gerät, der nur dort passt. Das läuft da aber nicht für 85 Eurocent, sondern eher für 100 - 150 EUR...

Bei den Consumer-Geräten, die wegen der von der ARD völlig überraschend (Ankündigungszeit wenige Monate, ein radikaler Verstoß gegen die gängigen B2B-Regeln, Stichpunkt Roadmap) vollzogenen Umstellung nachgerüstet werden mussten, war das nicht möglich.

Die Sticks zzgl. Versand kosten sowohl bei TechniSat als auch bei Bemondis um die 15 EUR und sind gewiss eine Mischkalkulation, da Streuverluste berücksichtigt werden müssen.

Bemondis hatte einen Deal mit der Vodafone im ex Kabel-Deutschland-Gebiet: die hatten dorthin DVB-Kabelradios geliefert (Vistron VDR100, VDR110) und diese Geräte sollten das Upgrade automatisch bekommen. Also wurde die AAC-taugliche Software für die H60-Kabelradios (das ist eine andere Software als die für die H60 HDTV-Receiver) als Datenkarussell im ex-KDG-Netz (ganz Deutschland außer BaWü, NRW und Hessen) ausgerollt. Wie lange das Upgrade dort zirkulierte, weiß ich nicht. Es erreichte aber nicht nur die für die KDG gelieferten VDR100 und VDR110, sondern auch eine unbekannte Anzahl im freien Handel befindlicher VT855 (ohne "N"), die sind softwaregleich. Das muss auch irgendwie verrechnet worden sein.

Auch andere Netzbetreiber hatten das Updatekarussell, z.B. die Komro Rosenheim. Dort wurden VT855 damit per "Gießkanne" geupgradet:

https://www.komro.net/sites/default/fil ... Update.pdf

Insgesamt dürfte das Nachlizensierungs-Elend ein Geheimnis der Beteiligten bleiben.

Zur Mehrfachverwendbarkeit der Upgrade-Sticks äußere ich mich nicht öffentlich. Schon gar nicht im offenen Bereich des Herstellerforums.

Re: POLLIN DR8000HIFI - latest Firmware

Verfasst: 11.02.2025, 08:12
von vierlagig
Entschuldigung, natürlich verstehe ich, dass zum Mehrfachnutzen keine Ausführungen gemacht werden.

Gestern konnte ich erfolgreich V.0241A installieren.

Ich hatte das bereits am Wochenende mit den unterschiedlichen Versionen, die im Forum verlinkt sind, probiert und war daran gescheitert, dass das Gerät die Datei nicht als Firmware erkannt hat. Gestern habe ich den Stick mit einem Windows 7 Rechner vorbereitet und bespielt und es funktionierte. Das Problem lag also an meinem Linux-System. Schade.

Vielen Dank für die Unterstützung!

Re: POLLIN DR8000HIFI - latest Firmware

Verfasst: 11.02.2025, 10:30
von Radiowaves
Möglicherweise lag es auch daran (nicht passende Formatierung und dann Reklamation), dass Bemondis beim Kauf-Upgrade für das DVB-Kabelradio Vitron VT855N von der anfänglich auch angebotenen Version eines Kauf-Downloads der Software abgekommen ist und nur noch den Stick angeboten hat - zu entsprechenden Mehrkosten aufgrund Stick und Porto / Handling. Beim Kabelradio war aber auch noch ein Unterverzeichnis auf dem Stick anzulegen (ich glaube "RADIO_SW") und die decoder.app dort hinein zu kopieren, möglicherweise sind daran auch potentielle KundInnen gescheitert.

Transponder 7 wurde kürzlich auch auf den neuen Astra 1P umgezogen und hat seitdem (ich habe noch nicht selbst messen können) eine höhere Signalqualität. Das bringt natürlich nichts, wenn man auch bislang shcon dauerhaft stabilen Empfang hatte.

Jetzt können wir nur noch hoffen, dass die ORS die Datenprobleme bei den ORF-Radios mit 128 kBit/s in den Griff bekommt. Wobei der ORF u.U. ohnehin perspektivisch zum Staatsfunk wird und dann zumindest FM4 und OE1 ihre inhaltliche Attraktivität verlieren dürften.